Sascha Amrhein
von www.digitale-medien-in-der-kita.de
Tätig als staatlich anerkannter Erzieher & Leitung in Aschaffenburg.
Langjährige berufliche Erfahrung in der Kita als Fachkraft für Medienpädagogik.
Seit 06.2024 – Moderator für ElternTalk im Lkr. Aschaffenburg.
Digitale Medien im Kita-Alltag: Chancen, Herausforderungen und praktische Tipps für Eltern
Es ist Abholzeit in der Kita, und zwischen Rucksäcken und Kinderjacken sammeln sich die Eltern für einen kurzen Austausch. Eine Mutter wendet sich an die Erzieherin: „Braucht mein Kind wirklich schon ein eigenes Handy?“ Ein Vater hört zu und ergänzt: „Mein Sohn benutzt ständig das Smartphone seines großen Bruders. Da mache ich mir echt Sorgen, was er dabei alles sehen könnte.“
Solche Gespräche gehören längst zum Kita-Alltag. Die digitale Welt ist allgegenwärtig, und immer mehr Eltern wollen wissen, wie sie ihre Kinder sicher durch diese neuen Herausforderungen begleiten können. Genau hier setzt Kidgonet an – und Sacha, Erzieher und Fachkraft für Medienpädagogik, beantwortet Fragen zur sicheren Smartphone-Nutzung und gibt Eltern wertvolle Tipps.
1. Wie präsent sind digitale Medien aktuell in deutschen Kitas, und wie wird ihre Nutzung in den Alltag integriert?
Die digitalen Medien werden immer präsenter in der Kita. Angegangen bei Hörspielboxen wie der Toniebox, den unterschiedlichen Audiostiften bis hin zu den Tablets. Wie diese digitalen Medien eingesetzt werden, ist sehr unterschiedlich und abhängig von vielen Faktoren. Einer der Hauptfaktoren ist, wie das pädagogische Personal zu den digitalen Medien steht. Auch Zielgruppe, technische Ausstattung, Konzept usw. spielen hierbei eine große Rolle. Leider erlebe ich immer wieder, dass gerade die Tablets vorrangig von pädagogischem Personal verwendet werden. Kinder nutzen hingegen überwiegend die weiteren oben genannten digitalen Medien.
2. Was sind die größten Herausforderungen, auf die Erzieher und Eltern beim Umgang mit den digitalen Medien stoßen?
Eine der großen Herausforderungen fürs Personal und die Eltern ist, die Schnelllebigkeit der digitalen Medien. Viele Erwachsene sind „digital Natives“ sprich, sie sind nicht mit den digitalen Medien aufgewachsen und sind daher oft selbst noch „lernenden“. Umso schwerer fällt es Eltern und Fachkräften, Kindern im Umgang mit den Medien etwas „neues“ zu zeigen. Oft passiert dies eher genau andersherum. Eine weitere Herausforderung ist die Onlinewelt mit ihren Vor- & Nachteilen.
3. Wie können Smartphones sinnvoll integriert werden, um die Medienkompetenz der Kinder im jungen Alter zu fördern – welche Rahmenbedingungen müssen hierfür geschaffen werden?
Um die Medienkompetenz der Kinder durch die Nutzung der Smartphones zu fördern, ist es wichtig, dass die Kinder dieses nicht als Alltagsgegenstand sehen, sondern als Werkzeug. Mit dem es möglich ist: – Neues zu erfahren (Wissenserweiterung durch Apps wie FragFinn) – Selbst etwas entstehen zu lassen („Produkte erstellen“ Bilder machen, Collagen, erstellen usw.) – Die Nutzung zu hinterfragen uvm. Wichtig ist daher ein Umfeld, das als Vorbildung fungiert und in dem die Kinder offen über die Mediennutzung und -erlebnisse reden können.
4. Wie siehst Du die aktuelle Rolle digitaler Hilfsmittel im Bereich des Kinderschutzes, und welche Maßnahmen hältst Du für besonders hilfreich, um Familien bei der Medienerziehung zu unterstützen?
Wichtige Maßnahmen sind zudem je nach Alter und Entwicklungsstand gemeinsam erstellte Regeln im Umgang mit den Medien. Hierzu gibt es einige Hilfestellungen im Internet, wie beispielsweise den „Mediennutzungsvertrag“. Zudem können gemeinsam einige Sicherheitseinstellungen auf den Geräten vorgenommen werden, auch dazu lässt sich einiges im Internet finden (SchauHin oder medienkindersicher). Gerade im Kitabereich ist es sinnvoll, diese Einstellungen zu machen. Die für mich beste Sicherheitseinstellung ist der geführte Zugriff. Ist dieser aktiv, kann die App nicht ohne Code verlassen werden und zudem gibt es die Möglichkeit hier eine zeitliche Begrenzung zu aktivieren. Nach Ablauf der Zeit wird der Bildschirm gesperrt – eine weitere Nutzung ist nur nach Eingabe eines Codes möglich.
5. Welche praktischen Tipps würdest Du Eltern geben, um ihre Kinder sicher und verantwortungsvoll an den Umgang mit Smartphones heranzuführen, ohne dabei den Spaß und die Neugier der Kinder zu bremsen?
Grundlegend ist hierbei das gemeinsame Erleben und Entdecken der Smartphones. Beginnend bei der Handhabung des Gerätes, welche Funktionen die Knöpfe haben, bis dahin, wie man es nutzt. All das sollte schrittweise und abgestimmt auf den Entwicklungsstand der Kinder passieren. Apps sollten zunächst gemeinsam ausprobiert werden, damit auch die Eltern diese ebenfalls kennen, verstehen und einschätzen können, was in dieser passiert. Sodass sie ihr Kind bei Unsicherheit oder Problem auch unterstützen können. Zudem können die Eltern dann auch entscheiden, ob diese App überhaupt für ihr Kind geeignet ist. Wichtig ist bei all dem – es sollte auch Spaß machen. Digitale Medien sollten als Werkzeug genutzt werden – aber auch zur Entspannung. Ich habe als Kind Kassetten gehört – heute läuft die App auf dem digitalen Gerät. Zusammengefasst ist es wichtig: – die Schritte gemeinsam zu machen – Transparente und klare Regeln bei der Nutzung der digitalen Medien – Apps gemeinsam ausprobieren und bewerten – Welche Sprache, wird Werbung gezeigt, gibt es In-App-Käufe usw. – (Gemeinsame) Sicherheitseinstellungen einzurichten – Digitale Medien als Werkzeug zu sehen, aber auch zur Entspannung.